Meine Schwangerschaft als Autorin
Ich bin schwanger – aber doch ganz anders, als es vielleicht klingt.
In der Schwangerschaft und bei der Geburt eines Kindes, geht es letztes Endes darum, ein neues Wesen aus sich heraus zu schöpfen. Nach der Befruchtung wächst erst ein Embryo und dann ein Baby heran und dieses wird nach grob neun Monaten in die Welt geboren. Dieser Vorgang ist ein schöpferischer Akt. Es entsteht etwas, es wächst etwas in einer Frau heran, das vorher noch nicht da war – ein Prozess voller Magie. Evolutionär gesehen ist dies unser Weg, uns fortzupflanzen und als Spezies Generation um Generation unseren Bestand zu wahren. Wir geben unsere Gene und mit ihnen unser Erbgut und unser Wissen weiter an die nächste Generation.
Ich habe kein Baby in meinem Bauch. Aber ich schreibe ein Buch. Und wie bei einem Baby auch, geht es für mich in dem Buch darum, etwas weiterzugeben. Genauer gesagt, gebe auch ich darin einen Großteil dessen weiter, was ich bin und was ich weiß – über meine Selbst-Ständigkeit, aber auch über das Leben, in das diese eingebettet ist. Die Weitergabe ist zwar in diesem Fall nicht genetisch verankert, aber manifestiert sich am Ende abgedruckt trotzdem in einer Art organischem Körper – nur statt aus Zellen besteht sein Inneres in diesem Fall aus Zeilen.
Nun ist diese Schwangerschaft natürlich in jeglicher Form eine etwas andere: ich bin weit über die neun Monate hinaus, ich habe keine Hormonumstellung oder körperlichen Symptome und ich bin durch das Buch auch nicht biologisch mit einem Mann verbunden.
Das mag vielleicht daran liegen, dass ich in diesem Fall nicht als Mutter, sondern als Schöpferin gebäre. Ich lebe diese schöpfende Kraft in meinem Beruf mit jedem Grafik- oder Webdesign, das ich anfertige, sehr stark aus – gleichzeitig habe ich noch nie etwas geschöpft oder ausgebrütet, das auch so viel mit mir selbst zu tun hat. Und auch wenn ich die Schwangerschaft hier vor allem als Metapher nutze, steckt in diesem Bild einiges an Wahrheit: Es braucht Geduld, Selbst-Fürsorge und innere Ressourcen, um den Schöpfungsprozess bis zur »Geburt« zu durchlaufen und das Buch wirklich am Ende gesund in die Welt zu bringen. Ich habe in meiner Vergangenheit schon viele Dinge auch längere Textstücke geschrieben, die nie das Licht der Welt erblickt haben und bereits vor der Geburt in mir oder einer Schublade geendet sind. Das ist traurig und manchmal aber einfach ein natürlicher Teil des Lebens.
Doch dieses Mal fühlt es sich anders an.
Von Anfang an wusste ich, dass es passieren will. Und ich spüre auch heute einen Drang von innen, dass es leben will und geboren werden will. Es hat manchmal fast eine Art Eigenleben: mal will es geschrieben werden und ich kann gar nicht aufhören, manchmal wiederum geht Tage lang gar nichts und ich muss auch das liebevoll aushalten. Manchmal weckt es mich morgens, als würde es in mir strampeln und sagen: hey, guten Morgen, vergiss mich nicht, ich bin auch noch da. Und manchmal streiche ich liebevoll über meine Tastatur, schaue mein Textdokument an und frage mich, wann es wohl so weit sein wird. Es ist gerade ein Teil von mir und ein Begleiter in meinem Leben.
Wenn ich noch etwas weitergehe, würde ich sogar sagen, dieses Buch ist gerade für mich ein Grund zu leben. Während ich grundsätzlich eine Gelassenheit und das Gefühl habe, es wäre in Ordnung, wenn ich morgen gehe und diesen Körper verlasse – einfach weil ich mich bis hierhin schon so dankbar und beschenkt fühle – merke ich, dass ich, seit dieses Buch heranwächst, den Wunsch hege, es auf jeden Fall in die Welt bringen zu wollen. Wüsste ich, dass morgen alles vorbei ist, wäre es neben dem Fakt, liebe Menschen in Trauer zurückzulassen, mein größter Schmerz, dieses ungeborene Buch mit in den Tod zu nehmen. Dieses »Baby« verbindet mich also sehr stark mit einem Lebenssinn.
In dieser Phase des Manuskriptes glaube ich an einem Punkt anzukommen, der mehr Präsenz von mir fordert. Während ich das Schreiben am Buch bisher irgendwie in meinen Alltag integriert habe, fühle ich gerade, je weiter es wächst, den Wunsch, mich aus immer mehr meiner anderen Arbeiten, Projekte, sozialen Aktivitäten und Beziehungen herauszuziehen und ihm einen Großteil meiner Aufmerksamkeit zu geben. Und so wird es vielleicht bald eine Veränderung in meinem Umgang mit dieser Schwangerschaft geben – und ich werde einen Weg finden, dafür ausreichend Zeit, Raum und Geld freizumachen.
Neben dem wachsenden Manuskript bekomme ich Nestbau- (beziehungsweise Website-Bau)-Gefühle, möchte etwas Kontext geben und die Umgebung vorbereiten, in die es gut hineingeboren werden kann. Ich möchte, dass da ein Kreis an Menschen ist, die es begrüßen, wenn es so weit ist – in meinem Newsletter, bei einem Crowdfunding und einer physischen Feier. Und ich werde so einige Menschen brauchen, die mich auf dem Weg dahin begleiten. Denn selbst wenn das Manuskript irgendwann fertig ist, will es noch lektoriert, mit Grafiken versehen und gelayoutet werden, in einer tollen Druckerei gedruckt und natürlich auch bekannt gemacht und unter die Menschen gebracht werden – und das schaffe ich meinem Wunsch des Selbstverlages entsprechend zwar selbst-organisiert, aber definitiv nicht alleine.
So bleibt es weiterhin eine spannende Reise, auf die ich euch gerne mitnehme. Ich freue mich über jeden Menschen, den ich in Zukunft über meinen Newsletter zur ganzheitlichen Selbst-Ständigkeit erreiche und lade euch herzlich ein, ihn hier zu abonnieren: