Ist wirklich alles schön und gut?

Schön und gut sind wohl zwei der ältesten Rivalen ever! Egal in welchem Bereich – sie konkurrieren, seit wir denken können, und das in fast jedem Bereich unseres Lebens. Können die beiden nicht einfach Freunde werden?

Je länger ich nun in meinem Beruf arbeite und je mehr mir die Bedeutung meiner Arbeit bewusst wird, desto öfter frage ich mich, wie ein Produkt oder eine Marke im gesellschaftlichen Zusammenhang steht.
Mein Wunsch und mein ständiges Bestreben ist, mit meiner Arbeit – mit Design – Gutes zu tun, etwas zu bewirken und (wenigstens ein kleines bisschen) die Welt zu verändern. Und ich weiß, dass ein direkter Weg dorthin die sachgemäße und verständliche Aufbereitung von Informationen ist. Optimaler Weise steht das Endprodukt in meinen Augen dann in Mitten von Funktionalität, Ästhetik und sozial-ökologischem Bewusstsein. Kommt noch die Ebene des Preises dazu, bewegen wir uns in einem Spagat zwischen den Extremen:
Welche Gestaltung kann ich mit mir selbst vereinbaren? Ich möchte etwas zu einer besseren Gesellschaft beitragen, habe aber einen großen ästhetischen Anspruch. Ich muss bestimmte Preise verlangen, will aber mein Hauptaugenmerk nicht ausschließlich auf Profit und Kommerz legen. Ich will Design machen, das eine schöne Oberfläche hat, es soll aber auch inhaltlich etwas hergeben und in seinem Zweck funktional und sinnvoll sein.

Ich ertappe mich selbst oft dabei, wie ich durch den Supermarkt oder einen beliebigen anderen Laden gehe und stets zu dem Produkt greife, das besonders schön gestaltet ist – ob es sich dabei um eine Chips-Tüte handelt oder einen Klamotten-Label ist völlig Banane. Wenn mir auf den ersten Blick eine Geschichte erzählt wird oder eine geniale Idee im Design verankert ist, schlägt mein Gestalter-Herz höher und ich bin gleich bereit, mehr für das Produkt auszugeben.
Letzten Endes bindet uns unter anderem genau diese Entscheidung an Marken, ihr Auftreten und ihre Aussagen. Umso trauriger bin ich manchmal, wenn ich Marken oder Produkte sehe, die eine tolle Aussage haben oder einen Beitrag für unsere Welt leisten, es dem Betrachter aber nicht ausreichend kommuniziert wird.
Das Gegenteil macht es aber nicht besser, nämlich wenn eine Marke genau das kommuniziert und mir dabei kackfreck ins Gesicht lügt. Wer hält seine Markenversprechen und wer nicht? Oft genug betreiben Firmen »greenwashing« und führen uns letztlich sogar gerade durch die Gestaltung hinters Licht.

Mit welchen Marken und Produkten kann ich mich also umgeben, um als »bewusst lebende Designerin« in meinem kleinen Biotop glücklich zu werden? Gibt es welche, die funktional, ökologisch und sozial wertvoll, ehrlich, preislich vertretbar und auch noch schön sind? Ist das nicht vielleicht ein bisschen viel verlangt?
Wahrscheinlich kommt es auf das empfindliche Gleichgewicht zwischen all diesen Faktoren an und es bleibt natürlich eine Sache der Priorität des einzelnen. Ich möchte hier in Zukunft immer mal wieder ein paar Marken und Produkte aus meinem Leben auf diese Aspekte hin untersuchen und euch kritisch verschiedene Ansätze gegenüberstellen. Glaubt mir, ich bin so gespannt wie ihr – und ich wünsche uns viel Spaß!

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